Der ältere jüdische Friedhof von Eisenstadt ist einer der bedeutendsten jüdischen Friedhöfe in Europa und bietet einen tiefen Einblick in die Geschichte der jüdischen Gemeinde der Region. Gegründet im 17. Jahrhundert, ist dieser Friedhof nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch ein kulturelles Erbe, das die bewegte Geschichte der jüdischen Bevölkerung im Burgenland widerspiegelt.
Der älteste Grabstein auf dem Friedhof – zugleich auch der älteste jüdische Grabstein des gesamten Burgenlandes – stammt von Hirz Kamen, der am 23. Tammus 5439, nach jüdischem Kalender (3. Juli 1679) verstorben ist. Die Lage dieses geschichtsträchtigen Grabes befindet sich an der Stelle J-20. Die Inschriften auf den Grabsteinen, die teils hebräisch, teils deutsch sind, geben Einblick in die Schicksale der verstorbenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde.
Bis 1875 wurde der Friedhof genutzt, bevor ein neues Areal in der Carl-Moreau-Straße, unweit des alten Friedhofs, für den jüngeren jüdischen Friedhof angekauft wurde. Der ältere Friedhof bleibt jedoch ein wichtiger Zeuge vergangener Zeiten und der langen jüdischen Tradition in Eisenstadt. Besonders hervorzuheben ist der Grabstein von Rabbi Meir Eisenstadt, einer der berühmtesten jüdischen Gelehrten seiner Zeit. Rabbi Eisenstadt, auch unter dem Namen ‚Meir Ash‘ bekannt, war ein bedeutender Rabbiner und Talmud-Gelehrter, der 1744 verstarb. Sein Grab befindet sich an der Stelle E-35 und zieht noch heute viele Besucher aus aller Welt an, die ihm Respekt erweisen.
Im Laufe der Zeit wurde der Friedhof mehrfach renoviert, um den Verfall der alten Grabsteine zu verhindern. Im Jahr 2015 hat das Österreichische Jüdische Museum alle 1.082 Grabsteine systematisch erfasst und mit neuen Standortnummern versehen. Diese Maßnahme ermöglicht es Besuchern, die Grabsteine mithilfe von QR-Codes und bereitgestellten Listen präzise zu lokalisieren. Darüber hinaus wurde eine vollständige digitale Edition des Friedhofs erstellt, in der jedes Grab mit Fotos, Lageplänen, Abschriften der Inschriften und Verlinkungen zu Verwandten versehen wurde. Diese umfassende Dokumentation kann online eingesehen werden und bietet Interessierten eine tiefere Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes.
Der Alte Jüdische Friedhof in Eisenstadt ist nicht nur ein historisches Denkmal, sondern auch ein Ort der Reflexion und des Gedenkens. Er erinnert an die bewegte Geschichte der jüdischen Gemeinde in Österreich und bietet einen Raum, um über die Vergangenheit nachzudenken und daraus zu lernen. Die schlichte Schönheit des Friedhofs, die von der Natur und den jahrhundertealten Grabsteinen geprägt wird, macht ihn zu einem besonderen Ort der Ruhe und Besinnung.
Für Besucher ist es eine Reise in die Vergangenheit, die gleichzeitig das Bewusstsein für die jüdische Kultur und deren Bedeutung in der Region schärft. Auch heute noch wird der Friedhof von Menschen besucht, die sich mit ihrer eigenen Geschichte oder der Geschichte der Juden in Österreich auseinandersetzen.
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